Protokoll

Am 13.05.2020 haben wir ein Gespräch mit Steffen Löbel, dem Sachgebietsleiter Straßenbäume des Amts für Stadtgrün und Abfallwirtschaft der Landeshauptstadt Dresden geführt. Hier das Protokoll der Besprechung:

Allgemeine Situation

Wie ist die allgemeine Situation der Stadtbäume derzeit? (Wieviele Bäume ca. haben die letzten zwei Sommer nicht überlebt?)

  • Einige Bäume haben noch nicht ausgetrieben, treiben jetzt erst aus. In zwei Wochen müsste die volle Belaubung da sein.
  • 2012 bis 2016: 70 Straßenbäume pro Jahr gestorben; 2017: 78, teilweise durch neue Krankheiten; 2018: 140; 2019: 385!
  • Herr Löbel rechnet dieses Jahr mit 400 absterbenden Bäumen. Es wurde viel gewässert, letztes Jahr mit Feuerwehr (lässt sich dieses Jahr voraussichtlich nicht mehr realisieren), hauptsächlich sterben aber Altbäume ab, die man schwer wässern kann;
  • Bäume sterben auch an Krankheiten, nicht nur an Trockenheit und scheinbar auch aufgrund der hohen Temperaturen, die es bisher so nicht gab.
  • Bergahorn und Eberesche haben massive Schwierigkeiten und werden auch nicht mehr nachgepflanzt. Getestet werden Bäume, die mit Trockenheit besser zurecht kommen. Diese Tests laufen schon seit 10 bis 15 Jahren.
  • spätere Nachfrage: Könnte die Zunahme der abgestorbenen Bäume/ Jahr auch mit dem sinkenden Grundwasserspiegel zu tun haben oder beziehen die Straßenbäume ihren Wasserbedarf in Dresden ausschließlich aus Niederschlagswasser (inkl. Gießen)?
    Antwort: Der sinkende Grundwasserstand kann eine Ursache für das Absterben sein. Dadurch wird die Kapillarwirkung des Bodens erheblich gestört, der Baum kann von unten nicht mit Wasser versorgt werden und wird so erheblich geschwächt bis hin zum Absterben.

Welche Bäume werden vom Amt für Stadtgrün gewässert? Woran erkennt man diese?

  • 2.000 Jungbäume werden vom Amt gewässert, 4.000 von Stadtreinigung und externen Firmen, bekommen 100 l über den Wasserschlauch alle 2 bis 3 Wochen.
  • Außerdem 200 Wassersäcke (60 l) bei speziellen Bäumen; 1 Sack kostet ca. 20 €, Altbaum braucht 4 Säcke, ein fünftel der Säcke wurden geklaut. Man darf selbst solche Säcke anbringen. Info dazu an Amt wäre gut.
  • Die Bewässerungsrohre können im Nachhinein nicht mehr eingebaut werden.
  • Vom 1. bis 3. Standjahr werden generell alle Jungbäume gewässert, ansonsten nach Bedarf auch länger.

Welche Bäume brauchen besonders dringend Wasser, welche weniger dringend?

  • Eiche und Rotdorn brauchen eher weniger, Linden, Birken und Kastanien eher mehr Wasser. Platane verträgt Trockenheit und Hitze am besten. Dort gibt es keine Ausfälle. (Anmerkung: Platanen bräuchte man also nicht gießen.)
  • Von Herrn Löbel gibt es keine direkte Empfehlung, welche Bäume (Standort, Art) gegossen werden sollten. Auch kleinere Mengen können helfen.
  • spätere Nachfrage: Welche Bäume sind vordringlicher, die Jungbäume oder die Altbäume?
    Antwort: Grundsätzlich ist jeder Tropfen Wasser wichtig für die Bäume. Sinnvoller ist jedoch das Wässern der jüngeren Bäume, um ein Anwachsen zu erleichtern.
    Bei Altbäumen wären mehrere hundert Liter notwendig, das ist von Privatpersonen kaum zu stemmen.

Was beinhaltet das schon vorhandene Modell der Baumpatenschaften und wie wird dieses angenommen (Gesamtzahl, Verteilung auf Stadtteile…)? Welche Schwierigkeiten gibt es ggf. damit?

  • Baumpatenschaften oder Baumscheibenpatenschaft (Baum wird gewässert und/oder Baumscheibe sauber gehalten/bepflanzt): wird wenig angenommen, großer Aufwand für Koordinierung, hat in der Vergangenheit nicht gut funktioniert.
  • Täglich rufen aber Leute bei Herrn Löbel an, die die Bäume vor ihrem Haus wässern wollen und sich erkundigen, wie sie das richtig machen.

Bewässerungsaktionen

Was wäre ggf. ein geeignetes Straßengebiet, in dem man beginnen/ eine Testaktion durchführen könnte?

  • Besonders überhitzt ist der 26er Ring. Dort werden aber alle Bäume gegossen. Ansonsten ist querbeet das ganze Stadtgebiet betroffen. Man kann keine Hotspots nennen.

Gibt es öffentliche Wasseranschlüsse, die wir nutzen können? (Hydranten, Brunnen etc.)

  • Die DREWAG lässt sich die Nutzung auch vom Grünflächenamt bezahlen und man braucht ein Standrohr, das man kostenpflichtig mieten muss.

Wir würden gerne die von uns gegossenen Bäume in irgendeiner Weise markieren (auch um weitere Mitstreiter zu gewinnen). Gibt es für die Art der Markierung Tips/ Hinweise? Gibt es ein Kataster der (einzelnen) Straßenbäume, welches man ggf. zur Dokumentation von gegossenen Bäumen nutzen könnte?

  • An den Bäumen darf generell nichts angebracht werden. Alle Bäume sind mit Plaketten nummeriert. So könnte man erfassen, wer welchen Baum gießt.
  • Es gibt zwar ein Kataster der Straßenbäume; dieses kann aber nicht einfach von uns genutzt werden. (Man könnte Straßenzüge allerdings anfragen)
  • Herr Löbel denkt aber, dass man die Bäume bei google-Streetview markieren könnte.

Können die Gießempfehlungen des BUND/NABU so übernommen werden, wie sie von uns zusammengefasst wurden (s. Gießanleitung)? Welche Empfehlungen gibt es darüberhinaus??

  • Die Gießempfehlungen des BUND/NABU kann Herr Löbel so fachlich mittragen mit der Ausnahme, dass ihm die Wassermenge für die Altbäume zu gering erscheint.1000 Liter bräuchte so ein Altbaum (Anmerkung: Bei wöchentlichem Gießen vielleicht 1/3?), aber auch kleinere Mengen können helfen.
  • spätere Nachfrage: Wenn man das Mittel der Jahre 2003 bis 2019 von 677 mm Niederschlag (Quelle: dresdenwetter.de) zugrunde lege und damit ein Wochenmittel von 13 mm und einen Einzugsbereich der Wurzeln von 20 m² annimmt, kommt man auf 260 Liter pro Baum und Woche.
    Antwort: Das Wasser kommt so nicht im Boden an. Vieles wird von der Krone aufgefangen, verdunstet oder läuft einfach oberirdisch ab.
    Zumal die gleichmäßige Verteilung in Trocken- und Hitzeperioden nicht gegeben ist.
  • Vielleicht könnten wir in unseren Gießempfehlungen für einen Altbaum 150 bis 300 l pro Woche und für einen Jungbaum 50 bis 100 l pro Woche empfehlen?
    Antwort: Diese Empfehlungen kann man genau so herausgeben.
  • spätere Nachfrage: In welchen Monaten ist das Gießen der Bäume (besonders) zu empfehlen?
    Antwort: Generell nach Trockenperioden im Frühjahr (schon im April beginnen). Aber natürlich auch in besonders heißen Phasen übers Jahr bis in den September/ Oktober hinein.

Gibt es Ansprechpartner bei der Presse?

  • Über städtisches Presseamt.

Haben die Platanen auf der Prager Straße einen unterirdischen Zugang und wäre es möglich bei diesen eine Bewässerungsaktion durchzuführen?

  • s.o., bei Platanen nicht nötig.

Gibt es gesetzliche Beschränkungen beim Wässern?

  • Im Prinzip nicht, aber man muss schon Aufklärungsarbeit betreiben, da in der Vergangenheit schon Bäume eingegangen sind, an die z. B. Wischwasser mit Putzmittel gegossen wurde. Weitergehende Maßnahmen (über die besprochenen Gießempfehlungen hinaus) sollten mit Herrn Löbel abgestimmt werden.

Anpassungsmaßnahmen

Besteht die Möglichkeit, zukünftig möglichst Wasser aus Regenrückhaltung zu nutzen? Wird ausschließlich Trinkwasser genutzt oder auch anderes Wasser? Gäbe es für uns ggf. auch Möglichkeiten der Wassernutzung?

Haben sie noch Ideen für einen Projektantrag bei der Zukunftsstadt?

Welche Anpassungsmaßnahmen werden durch die Stadt durchgeführt/ sind geplant?

  • Längerfristig: Test neuer Bäume läuft seit 10 bis 15 Jahren, wenig Möglichkeiten für kurzes Projekt, höchstens Wassersäcke.
  • Beim Stadtplanungsamt gibt es Überlegungen zu Regenrückhaltung. Bzgl. Versiegelung gibt es aber auch Konflikte z. B. Barrierefreiheit, dazu ist Befestigung nötig.