Gemeinsam die schützen, die uns und unser Klima schützen
Als es am Freitag Abend erst zu tröpfeln begann und sich dann einregnete bis in den darauffolgenden Vormittag, kamen gemischte Gefühle bei uns auf. Freuten wir uns doch sehr über den so dringend benötigten Regen für die dürregeplagten Bäume auf Dresdens Straßen, andererseits hatten wir für Sonntag Morgen eine kleine Bewässerungstestaktion geplant.
Schließlich führten wir die Bewässerung durch, um schon jetzt Erfahrungen für die nächste Dürrezeit zu sammeln. Bilder gibts am Ende des Beitrags.
Hintergrund der Aktion ist die derzeitige dramatische Situation der Dresdner Straßenbäume unter den Auswirkungen des Klimawandels. Sind in den Jahren bis 2016 pro Jahr noch ungefähr 70 Bäume abgestorben, werden für 2020 über 400 absterbende Bäume erwartet. Dies wurde uns im Vorfeld bei einem Treffen mit einem Mitarbeiter des Grünflächenamtes mitgeteilt.
Natürlich sollte die Aktion coronakonform ohne Risiko durchgeführt werden. Deswegen entschieden wir uns dafür, die Aktion klein (sechs Leute), mit entsprechendem Abstand, Mundschutz und maximal zu zweit an einem Baum durchzuführen.
Wasser marsch – aber bitte ohne Rückenschmerzen
Bei unserer Bewässerungstestaktion war uns eines vor vorneherein klar: Wenn Straßenbäume ca. 50 bis 100 Liter Wasser brauchen für eine wirksame Bewässerung und wir mehr als zwei Bäume gießen wollen – sowie dies zukünftig in Dürrezeiten regelmäßig -, dann kommen wir mit Eimern und Gießkannen nicht weit. Wasser wiegt. So brauchten wir einen geeigneten Wasseranschluss. Da wir niemanden unter uns hatten, der im Erdgeschoss wohnt oder in einem geeigneten Gebiet über einen Außenwasseranschluss verfügt, mussten wir kreativ sein. So diente dann ein Gartenschlauch vom Badezimmer (Anschluss des Duschschlauchs) im 2. OG eines Striesener Wohnhauses für den Weg des Wassers nach unten auf die Straße. Dies hat nach einigen Startschwierigkeiten gut geklappt.
Das Wasser muss an den Baum
Da wir neben dem Schleppen im Treppenhaus auch das Schleppen auf der Straße vermeiden wollten, mussten Transportmittel her. So standen dann ein Lastenanhänger, zwei Fahrradanhänger für Kinder und eine Schubkarre zur Verfügung. Da Wasser sehr hin und her schwappt wenn man es bewegt, brauchten wir auch verschließbare Wasserbehälter. Dafür hatten wir einige 10 Liter Kanister besorgt und eine besonders praktische Idee waren zwei 80 Liter Säcke, die mit Wasser befüllt werden konnten. So hatten wir eine Wasserladekapazität von 210 Liter pro Weg. Damit ließ sich so einiges erreichen.
Gut Gießen will Weile haben
Die größten Hürden beim Gießen der Straßenbäume sind zum einen, dass nur ein sehr kleiner Teil der Baumscheibe offen liegt und zum anderen, dass die oberen Erdschichten sehr verdichtet und die Oberflächen trocken sind. Da dieses Problem bekannt ist, verfügen einige Bäume über Gießrohre. Nach diesen mussten wir manchmal etwas suchen, da sie mit Erde bedeckt oder zugewachsen waren. Will man das ganze Rohr nutzen und nicht durch die Öffnungen des Deckels durchgießen, ist ein großer Schraubendreher nützlich. Durch die Gießrohre gelangt das Wasser direkt zu den Wurzeln des Baumes und muss nicht erst langsam durch die oberen Schichten sickern. Ist keines dieser Rohre vorhanden und die Erde sehr trocken, bleibt das Wasser stehen und größere Mengen laufen ab. Wir haben zum einen die Erd- und Kiesschicht mit einer kleinen Harke aufgelockert, zum anderen in mehreren Durchgängen gegossen. In der ersten Runde wurde die Erde der Bäume befeuchtet und in einer späteren Runde, als die oberen Schichten wasserdurchlässiger geworden waren, konnte eine größere Menge Wasser nachgegossen werden.
Aufschreiben und absprechen
Auf diesem Weg kamen in einem Zeitraum von ca. drei Stunden ca. 700 Liter Wasser an ca. 20 Bäume. Bei mehreren Gießern ist Koordination nötig. Als besonders sinnvoll erwies es sich, die gerade gegossene Menge Wasser mit Straßenkreide neben dem Baum aufzuschreiben. Wer den Gesamtwasserverbrauch im Blick behalten möchte, der kann sich den Anfangsstand auf seinem Wasserzähler notieren. Angst vor den hohen Kosten braucht man bei Kaltwasser allerdings kaum zu haben, denn eine große Gießkanne Wasser (10 Liter) kostet gerade einmal 4 Cent. Perspektivisch günstiger ist es Brauchwasser (selten in wirklich großen Mengen verfügbar) zu verwenden, oder wenn man einen Grundstückseigentümer mit einem eigenen Brunnen findet. So spart man Trinkwasser.
Alles in allem war es eine schöne Aktion, die gemeinschaftlich viel Freude bereitet hat und hoffentlich den Bäumen etwas Puffer für den anstehenden Sommer verschafft hat. Wir sind der Meinung: so kann effektives Gießen durchaus funktionieren!
Unser Plan für den Sommer: Nun soll mit Hilfe der gesammelten Erfahrungen eine Website enstehen, auf der sich in Zukunft alle BürgerInnen Dresdens darüber informieren können, wie sie den Straßenbäumen sinnvoll und effektiv helfen können. Über Hilfe dabei oder Kooperationen würden wir uns freuen. Wenn ihr mitmachen wollt, bleibt dran oder schaut am besten mal bei uns, den Parents For Future Dresden, vorbei. Und wenn ihr selbst eine Aktion gemacht habt, schreibt uns gern eure Erfahrungen!
#Dresdengiesst Duerre2020